Als Paul auf der Welt war, wollte ich am liebsten sofort wieder schwanger sein. Ich spürte innerlich, dass wir noch nicht komplett waren. Marie war unser Wunschkind Nummer 2. 

 

Die Schwangerschaft mit Paul war schon schön und unbeschwert, aber mit Marie, war es nochmals unbeschwerter. Eventuell, weil ich nicht viel über Wehwechen nachdenken konnte. Klar, die erste Schwangerschaft ist, solange es einem gut geht, sehr angenehm. Man kann sich zwischendurch ausruhen, einfach die Augen schließen, die Füße hochlegen usw. Mit einem 9 Monate alten Kleinkind, welches noch nicht gehen konnte, war es anstrengender, aber nicht weniger schön!

 

Bis auf extreme Müdigkeit die ersten 8 Wochen und ab und zu unreine Haut, war nichts. Trotzdem, gegen Ende der Schwangerschaft wollte ich auch bei Marie nicht mehr schwanger sein. 

 

Am 16.10.17 hatte ich Vorsorgetermin bei meinem Frauenarzt. Marie ihr ET war der 27.10.17. Wir machten die Routine Untersuchungen und bis auf ein bisschen einen erhöhten Blutdruck hatte ich keine Beschwerden. Bis zu diesem Tag habe ich noch kein CTG gemacht. In Österreich ist es üblich, erst ab ET CTG zu schreiben (außer es gibt Probleme bzw. wird es auch auf die Praxis ankommen). Da es mir wohler mit einem CTG war, machten sich mein Gyn und ich für Mittwoch, 18.10.17 einen Termin aus. Mein Professor meinte aber noch, dass es sein kann, dass wir uns davor sehen. Ich verließ die Praxis und hatte immer wieder leichte Wehen bei der Heimfahrt. Ich holte Paul von meinen Eltern ab und machte mich auf den Weg nach Hause. Wisst ihr was meine größte Angst war? Paul. Was ist, wenn meine Wehen mitten in der Nacht losgehen? Ich wollte Paul nicht extra aufwecken. Was ist, wenn es beim 2. Kind total schnell geht? Fragen über Fragen. Wir machten Paul bettfertig und ich gab ihm seine Flasche in unserem Stillsessel. Mir war es klar, dass es unsere letzten gemeinsamen Stunden nur zu 2 sein werden. Ich kann mich bis jetzt noch sehr an diesen Moment erinnern und ihn fühlen. Seit diesem Tag trinkt er keine Milchflasche mehr :-). Ich wollte Paul schlafen legen (bis zu diesem Tag ging es immer ohne Weinen und Trara) doch er wollte nicht. Er war nicht müde und gut gelaunt. War das ein Zeichen? Ich hatte weiterhin Ziehen im Bauch. Domi und ich saßen auf der Couch und wussten nicht, was wir tun sollten. Wir beschlossen in die Klinik zu fahren. Sicher ist sicher. Also packten wir Paul wieder ins Auto und fuhren zu meinen Eltern. Dort waren wir 1 Stunde davor noch. Paul freute sich Oma und Opa zu sehen und wir wussten ihn gut aufgehoben. Um 20:15 waren wir in der Klinik.

 


Ich kam gleich in den Kreißsaal und wurde ans CTG gehängt. Ich hatte zwar Wehen, aber keine geburtswirksamen. Ich war richtig enttäuscht und hatte Angst, dass ich wieder nach Hause geschickt werde. War nicht so, ich durfte bis nächsten Morgen bleiben. Wir entschieden uns für einen Einlauf. Hatte ich bei Paul schon nur war dieser ein Spaziergang. Ich gehe nicht näher drauf ein, aber es war nicht lustig :-). In der Zwischenzeit wurde auch mein Doc kontaktiert. Nach Praxisschluss stand er schon bei mir im Kreißsaal und begrüßte mich: na, so schnell sieht man sich wieder! Nach dem Einlauf kamen die Wehen. Puh, so richtig. Ich ging, zusammen mit Domi Runden im Krankenhaus. Ich musste jede Minute veratmen. Ich wollte eine PDA und zwar sofort! Ohne Geburtswehen, gibt es keine PDA. Ich hing wieder am CTG und es hat sich trotz Schmerzen meines Lebens nichts getan. Die Zeit zwischen 22:00-24:00 Uhr werde ich nie vergessen. Es war furchtbar. Um 24:00 Uhr hat sich weiterhin kaum etwas am Muttermund getan aber es wurde entschieden, dass ich eine PDA bekomme. Eventuell verkrampfte der Körper zu sehr und somit konnte sich der Muttermund nicht öffnen. Der Anästhesist kam und die Prozedur kannte ich bereits. Ich hatte keine Schmerzen oder Ängste jedoch musste ich 2 ganz schlimme Wehen während des Stechens veratmen. Das war keine leichte Aufgabe, aber auch das schafft man. Sobald die PDA wirkt, ist einem alles egal. Ich war endlich wieder ein Mensch und kein Zombie. Ich konnte nicht schlafen, aber schlecht ging es mir auch nicht mehr. Ich spürte die Wehen nicht aber einen Druck nach unten. Um 02:30 dachte ich, dass Marie mit dem Kopf bereits draussen ist, so gross war der Druck. Die Hebamme tastete meinen Muttermund und er war komplett offen. Mein Arzt wurde erneut kontaktiert und aus dem Schlaf gerissen, stand aber um 03:00 wieder bei mir im Zimmer. Er machte meine Fruchtblase mit dem Worten: jetzt holen wir Marie auf die Welt, auf. Platsch und ich spürte das Fruchtwasser laufen. Bei beiden Kindern platze meine Blase nicht von alleine. Domi wurde auch bei dieser Geburt übel und ich schickte ihm aus dem Raum. Ich konnte mich nicht auf Marie und mich bzw. extra noch auf ihn konzentrieren. Bei Paul presste ich über 2 Stunden, ich stelle mich auch bei der 2. Geburt auf das Schlimmste ein. Ich musste bei Marie genau 1x pressen, den Rest übernahm unser Mädchen alleine. Ich konnte richtig spüren, wie sie sich alleine ins Leben schiebt. Kurz bevor sie das Licht der Welt erblickte, meinte die Hebamme, dass sich Marie zu einer Sternguckerin gedreht habe. Das bedeutet, dass sie mit dem Gesicht nach oben lag. Oft bedeutet das eine schmerzhaftere Geburt. Da ich eine PDA hatte, war es mir egal :-) Hauptsache sie kommt gesund zur Welt. Die letzte Wehe und Marie erblickte um 03:26 Uhr das Licht der Welt. Am 17.10.17. Dieses Datum habe ich mir gewünscht. Da Domi bei der Geburt nicht dabei war, schnitt ich selbst die Nabelschnur durch. Jetzt ist es fair. Er hat sie von Paul getrennt und ich von Marie. Ich bekam Marie auf die Brust gelegt und sie saugte sofort. In der Zwischenzeit war Domi wieder im Kreißsaal und war erstaunt, dass Marie schon auf der Welt sei. Ich habe wieder keinen Mucks gemacht.. aber dieses Mal gab es auch einen Grund dafür.

 


Da war sie. Unser Mädchen. Meine erste Frage, nachdem Marie geschlüpft ist war, ob sie ein Mädchen wäre. Einige wissen, dass Marie bis zum Organscreening ein Bub war. Ich konnte irgendwie nie glauben, dass wir eine Tochter bekommen sollen.

Wir waren so happy. Eine Geburt kann man einfach nicht in Worte fassen. Dieses Gefühl. Man möchte die ganze Welt umarmen! Geweint habe ich aber auch bei ihr nicht. Man ist einfach so erleichtert, dass alles gut gegangen ist, da vergisst man auf das Weinen.

Marie war nach ihrer Geburt knallrot im Gesicht und hatte überall Storchenbisse. Trotzdem, ich war sofort verliebt in sie. Ich wusste nicht, wie es sein wird, wenn da plötzlich ein 2. Baby kommt. Ich war Paul gewohnt. Meine ganze Liebe lief in ihn. Aber da muss man sich überhaupt keine Sorgen machen. Auch bei den Geschwistern liebt man sofort. Ich liebe beide Kinder gleich viel aber unterschiedlich :-) Sehr schwer zu erklären! Es war auf jeden Fall das 2. größte Geschenk welches Domi und ich in unserem Leben bekommen haben.

 

Marie 

3450g, 52 cm