Geburtsbericht Paul


Ich habe auf Instagram mitbekommen, dass Geburtsberichte sehr gerne gelesen werden. Auf Instagram ist kaum Platz für einen ausführlichen Bericht, somit kann ich mich hier austoben.

 

Paul war ein absolutes Wunschkind. Ich wurde sehr schnell schwanger und hatte eine relativ komplikationslose Schwangerschaft. In der SSW25 musste ich eine Woche stationär im Krankenhaus aufgenommen werden, da ich einen Ruhepuls von 240 hatte. Paul ging es gut, er hatte nichts mit meinem Zustand zu tun! In der SSW33 hatte ich einen sehr hohen Blutdruck. Es bestand der Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung. Wir waren zu diesem Zeitpunkt sehr in Sorge, da es unser erstes Kind war. Bei dem Wort Schwangerschaftsvergiftung, drehte es mir meinen Magen um. Immer wieder musste ich ins Krankenhaus und CTG schreiben. Meinem Baby ging es gut. Nach einem Bluttest, kam die Entwarnung. Keine Vergiftung, ziemlich sicher bekomme ich kein Frühchen.

 


Gegen Ende der Schwangerschaft, Paul sein ET war der 27.04.2016, wollte ich nicht mehr schwanger sein. Ich wollte meinen Körper wieder für mich haben. Ich war ab der SSW35 extra zur Akkupunktur und habe mir sehr viel davon erhofft. Ich bin brav Stiegen gestiegen und habe Himbeerblättertee getrunken. Am 19.04.2016 hatten wir in der Früh einen Kontrolltermin im Krankenhaus. Mein Muttermund war zu diesem Zeitpunkt bereits 3 Wochen 3cm geöffnet. Paul wurde auf 4kg geschätzt und ich bekam es mit der Angst zu tun. Am Nachmittag überredete Domi mich, zu Fuß, einkaufen zu gehen. Unschwanger geht man ca. 15 Minuten, schwanger 40 Minuten. Es war so anstrengend für mich! Es kam mir vor, als hätte Paul 20kg. Ich war so froh, als wir endlich wieder zuhause waren. Ich setzte mich in meinen Korbsessel und verspürte eine richtig schlimme Wehe. Meine Schwiegermama, sie war gerade zu Besuch bei uns, meinte noch: ah morgen werde ich nicht arbeiten gehen. Ich war fest davon überzeugt, dass Paul sich noch Zeit lies. In der Nacht wachte ich um Mitternacht auf. Ich hatte Schmerzen. Diese hörten nicht auf. Ich begann um 03:00 in der Nacht meine Wehen zu stoppen. 7 Minuten, 5 Minuten, 12 Minuten... um 05:00 Uhr merkte ich, dass ich die Schmerzen kaum noch aushielt. Man sagt, dass richtige Geburtswehen in der Badewanne nicht leichter werden. Domi schlief und bekam nichts mit. Ich ging in die Wanne und die Schmerzen waren da. Mir liefen die Tränen runter. Ich bekomme ein Baby!! Ich habe zu Domi ins Schlafzimmer gerufen: Schatz, ich glaube heute kannst du nicht Arbeiten gehen. Er voll verschlafen und ohne Plan lief wie ein Irrer vor mir herum. Ich habe dann zu ihm gesagt: stopp, Paul darf heute nicht kommen! Heute ist der 20. April! Ich möchte nicht, dass Paul am selben Tag wie Hitler Geburtstag hat! Wir lachten nur. Ich kletterte aus der Wanne, glättete meine Haare. Zwischendurch musste ich Wehen veratmen, aber mein Beautyprogramm zog ich durch. Wir fuhren um 07:00 Richtung Krankenhaus. Jackpot, es war Rushour. Es war die schlimmste Stunde meines Lebens. Ich hatte solche Schmerzen. Um 08:00 kamen wir ins KH und ich wurde sofort an das CTG angehängt. Die Hebamme meinte zu mir, dass ich sehr schöne und regelmäßige Geburtswehen hätte und unser Baby heute noch auf die Welt kommen wird. Diese Worte hörte ich nicht. Ich wollte, dass die Schmerzen aufhören. Ich bekam einen Einlauf. Diesen wollte ich machen! Schön ist etwas anderes, aber es gibt auch weitaus schlimmeres.

Mein Muttermund war zu dieser Zeit 4 cm geöffnet. Ich wusste schon im Voraus, dass ich gerne eine PDA hätte.

Ich bekam die PDA auch sehr schnell. Der Stich in den Rücken war halb so wild. Alles was danach kam, nämlich schmerzfrei leben, entschädigte für alles.

Ohne Schmerzen konnte ich auch wieder lachen. Domi war in der Zwischenzeit (wir waren keine 3 Stunden im Krankenhaus) langweilig. Wir schauten Big Bang und ich genoss die Ruhe vor dem Sturm.

 

 


Mein Arzt schaute immer wieder nach mir. Um etwa 12:00 Uhr war mein Muttermund komplett offen. Es konnte losgehen. Im Liegen versuchte ich zu pressen. Nichts. Absolut nichts passierte. Immer wieder stand ich im Kreissaal und kreiste mein Becken. Wir versuchten es wieder. Ich presste. Um mein Leben. Mein Kopf explodierte fast. Paul rutschte einfach nicht in mein Becken. Es war so unglaublich anstrengend. Ich war verzweifelt und das merkte auch die Hebamme. Sie meinte dann, dass ich das schaffen würde. Der Arzt machte meine Blase auf und wir hofften, dass Paul somit leichter herunter rutschen kann.

Das ganze Spiel ging 2 Stunden. Ich machte keinen Mucks. Es wäre für mich bestimmt leichter gewesen, wenn ich gebrüllt hätte. Egal, habe ich nicht. Ich habe mich schon im Op mit einem Notkaiserschnitt gesehen. Ich habe tatsächlich am Ende nochmals alle meine Kräfte zusammen genommen und habe in der Hockposition gepresst. Übrigens hat mein Mann, das starke Geschlecht,die ganze Zeit zu sich SELBST gesagt: ICH SCHAFFE ES.

Ich merkte, dass Paul sein Kopf tiefer rutschte. Die Hebamme fragte ob ich den Kopf fühlen möchte, ich habe es aber dankend abgelehnt. Die letzte Wehe und das letzte Mal Pressen und Paul war auf der Welt. Ich habe sofort geschaut ob er atmet. Ich dachte immer, dass ich Rotz und Wasser weinen werde, wenn mein Kind auf der Welt ist. Nichts. Ich war einfach so froh, dass es vorbei war. Paul hing also zwischen meinen Beinen und was machte mein Mann? Es war ihm alles zu viel und er kippte um. Mein Frauenarzt kümmerte sich rührend um ihn. Und ich? Ich verharrte in meiner Position und wartete bis jemand die Nabelschnur durchtrennte :-)

Nach ein paar Minuten ging es Domi besser und er trennte diese durch. Da war er nun. Unser Sohn. Unser wunderschönes Baby. 

13:46 stand die Zeit für uns still.

Paul wog 3720g und war 53 cm gross.

Ich wurde sehr bald nach der Geburt in den Op gebracht. Ich hatte einen Dammriss 3. Grades und mein Doc wollte alles pippifein vernähen. Ich konnte Paul kurz anlegen und dann musste ich schon weg. Ich glaube zu diesem Zeitpunkt war ich einfach mit der kompletten Situation überfordert und habe es nicht mitbekommen, dass ich gerade Mama geworden bin. Domi hat die erste Zeit mit Paul alleine gehabt. Er war die Mama. Er hat das Bonding übernommen. Es war für Papa und Sohn eine ganz wundervolle Möglichkeit sich kennen zu lernen und ich gönne es Domi, dass er die ersten Stunden für Paul da sein konnte.

 



Ich wurde im Op wieder in Stand gesetzt und musste anschließend in den Aufwachraum. Ich hatte keine Vollnarkose, aber trotzdem musste ich erst wieder auf die Beine kommen. Ich hatte mein Handy bei mir und konnte mir die ersten Glückwünsche durchlesen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Nach gefühlten Stunden öffnete sich die Türe und Paul wurde in seinem Bettchen zu mir geschoben. Es war das erste Mal, dass ich mein Kind richtig bestaunen konnte.

 


Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Ich habe geweint. Die ganze Last fiel von mir runter und ich konnte endlich mein Baby halten. Paul war so süß. Er hatte dunkle Haare die er zu einem Spitz aufgestellt hatte. Er war ein richtig schönes Baby (im Gegensatz zu seiner Schwester hihi). Tja, das war unser besonderer Tag. Der 20. April 2016. Es war bis dahin der schönste Tag in unserem Leben. Unser Erstgeborener machte uns zu Eltern. Zu sehr sehr stolzen Eltern.